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Geldwerk1

Neue Plattform für Startups – Gründer Prof. Dr. Beck im Interview

TeamfotoGeldwerk
Mit Geldwerk1 startet im Oktober 2015  eine weitere Plattform, die sich auf die Crowd-Finanzierung von Startups spezialisiert hat. Hinter der Plattform aus dem Ruhrgebiet steht ein vierköpfiges Gründungsteam. Einer der Gründer – Prof. Dr. Beck –  hat in den letzten Jahren als Autor verschiedene Beiträge zum Thema Crowdinvesting veröffentlicht. Im crowdfunding.de Interview gibt der Gründer ausführlich Auskunft über die Pläne der neuen Plattform und seine Erfahrungen als Crowdinvestor.
Von Redaktion am 20. Oktober 2015

crowdfunding.de: Wir zählen aktuell 12 Crowdfunding-Plattformen, die sich in Deutschland auf die Finanzierung von Startups spezialisiert haben. Warum braucht der Markt eine weitere Plattform?

Prof. Dr. Beck: In unserer Region, also im Ruhrgebiet und in dessen Umgebung ist der Bedarf für Startup-Finanzierungen groß. Derzeit stehen wir mit einer Reihe von innovativen Startups in Kontakt, die richtig gut sind und liebend gern ein Crowdinvesting eingehen möchten. An für ein Crowdinvesting bestens passende Startups zu kommen, ist sicherlich eine der Stärken von Geldwerk1 oder vielleicht befinden wir uns hier aber auch einfach nur an der richtigen Stelle. Unsere personellen Kapazitäten sind derzeit noch knapp. Daher können wir unsere in der „Pipeline“ befindlichen Projekte bisher nur Schritt für Schritt aufbauen und präsentieren. Die Antwort auf Ihre Frage ist: Ja, der Markt braucht eine zusätzliche Plattform, die das Startup-Potenzial aufgreift und erneuten Schwung in das Crowdinvesting bringt. Wir trauen uns zu, den Markt voranzubringen.

Die Informationsasymmetrie zwischen Startup und Crowd ist ein vieldiskutiertes Problem. Welche Transparenz-Regeln gelten bei Geldwerk1? Wie sehen die Reporting-Pflichten der Startups aus?

Wir animieren unsere Startups zu möglichst viel Offenheit, um die Anleger zu überzeugen und dann mit einer guten Kapitalbasis kraftvoll starten zu können.

Unsere vorgegebenen Verträge, die zwischen Startups und Anlegern abgeschlossen werden, sehen folgende Reporting-Pflichten vor: Jahresabschlüsse, Quartalsberichte und ad-hoc-Mitteilungen bei wichtigen Ereignissen. Der Jahresabschluss hat seine gesetzlich vorgegebenen Inhalte und für die Quartalsberichte haben wir Pflichtinhalte definiert, nämlich eine Vorschau auf die kommenden drei Quartale zu den Themen Markt, Produkt, Finanzen, Wettbewerb, Marketing und Vertrieb, eine Prognose zu den Finanzen (Gewinn- und Verlustrechnung inkl. Erläuterung der Abweichung zwischen Plan und Ist, Liquiditätsentwicklung), wichtige Meilensteinen und Änderung der Kapitalverhältnisse.

In dem Crowdinvesting-Vertrag, den wir selbst mit den Startups abschließen, wird zudem verankert, dass die von den Anlegern online gestellten Fragen von den Startups zu beantworten sind und dies nach Möglichkeit innerhalb von 24 Stunden.

Wie wird der Unternehmenswert der Startups bei Geldwerk1 ermittelt? Wird die Rechnung für die Crowdinvestoren offen dargelegt?

Unternehmensbewertungen fußen in aller Regel auf Planzahlen des zu bewertenden Unternehmens. Gerade bei innovativen Startups, die echte Neuerungen bringen, ist eine Planung oft ein Blick in die Glaskugel. Typisch ist, dass sich die Kosten vergleichsweise gut vorhersagen lassen, jedoch nicht die Umsätze. Was bleibt ist eine Planung, die in gewisser Weise nur eine Fiktion sein kann. Auf einer solchen Planung beruht aber nun eine klassische Unternehmensbewertung. Was immer man dort nun plant, gibt bezogen auf Startups Anlass zur Kritik. Wir vergleichen in erster Linie die von unseren Startups vorgeschlagenen Unternehmenswerte mit denen ähnlicher Unternehmen. Oftmals sind das übrigens Unternehmenswerte aus Crowdinvestings, die bei anderen Plattformen durchgeführt wurden oder werden. Da wir die bei den führenden Plattformen angesetzten Werte im Durchschnitt für zu hoch halten – manchmal sogar deutlich zu hoch – achten wir darauf, dass für unsere Startups moderatere Werte angesetzt werden. Das wird die Anleger freuen, denn ihr Anteil am Kuchen bleibt ist größer. Momentan veröffentlichen wir (noch) nicht, wie das jeweilige Startup zu seiner Unternehmensbewertung kam und was wir uns hinsichtlich der Bewertung denken. Da unsere Einschätzung dem jeweiligen Fall individuell angepasst wird und zudem auch weiche Faktoren mit aufgreift, ist eine strukturierte Darlegung nicht einfach. Denkbar ist es aber für die Zukunft durchaus, die Wertfindung näher zu beschreiben und offenzulegen.

Um ein Gefühl dafür zu bekommen, was die neue Plattform Geldwerk1 ausmacht: Wie kam es zu dem Namen Geldwerk1, wer ist Teil des Gründungs-Team und wie sieht Ihre Vision für die nächsten 5 Jahre aus?

Fangen wir mit der Vision an: In 5 Jahren möchten wir den Markt nachhaltig beeinflusst und echte Spuren hinterlassen haben.

Prof Dr Beck
Prof Dr Beck

Zu unserem Namen: In unserer Region wurden in den letzten drei Jahrzehnten viele große Werke geschlossen, die sich z.B. Opelwerk 1 oder ähnlich nannten. Geldwerk1 symbolisiert die Verbindung zu Vergangenheit der großen Werke und den Aufbruch in eine neue Zeit, mit neuen andersartigen Werken, die im digitalen Zeitalter entstehen. Wir möchten eines dieser neuen Werke sein und anderen frischen innovativen „Werken“ helfen, eine Kapitalbasis aus der Breite der Bevölkerung zu erhalten, um sich zu etwas Tragendem entwickeln zu können. Außerdem wollten wir keinen nichtssagenden Kunstnamen verwenden oder uns unbedingt einen im angelsächsischen Sprachgebrauch pflegeleicht über die Lippen gehenden Namen zulegen. Die Qualität des Standortes Deutschland sollte in unseren Namen einfließen. Wenn wir uns internationalisieren, wird unser Name bleiben.

Das Team: Wir verfügen über eine erfahrene Mannschaft bestehend aus: Prof. Dr. Ralf Beck (Crowdinvesting Experte; Professor im Fachbereich Wirtschaft der FH Dortmund; Unternehmensberater), Eva Ihnenfeldt (Social-Media-Expertin; Herausgeberin der Steady News; Gründerin der Business Academy Ruhr und der Gründergenossenschaft Witten), Sebastian Driefmeier (Programmierer und Webdesigner), Dr. Rainer Gith (Rechtsanwalt; Geschäftsführer der CLP Corporate Finance GmbH), Jörg Beier (Vorstand der NordHand eG; Finanzierungsexperte; langjährige Tätigkeit im Bankenbereich), Arne Paul Oltmann (Business Angel; langjährige Berufspraxis als Geschäftsführer und Turnaround-Manager.), Prof. Dr. Martin Kißler (Professor im Fachbereich Wirtschaft der FH Dortmund und Unternehmensberater; er war einige Jahre im Finanzbereich tätig.).

Als Buchautor und Vortragender beobachten Sie die Entwicklung von Crowdfunding schon längere Zeit. Das deutsche Crowdfunding-Volumen lag 2014 bei 140 Millionen Euro. Wie wird sich der Markt Ihrer Ansicht nach in den nächsten Jahren entwickeln?

Das klassische Crowdfunding – verstanden primär als Crowdfinanzierung für künstlerische und soziale Projekte, für Events und zur Vorfinanzierung von neuen Produkten – ist international ein mehrfacher Milliardenmarkt, kommt aber hierzulande noch nicht richtig von der Stelle. Ich denke, das wird sich nach und nach ändern und das klassische Crowdfunding wird sich auch hierzulande als feste Größe durchsetzen. Das Crowdlending hinkt bei uns zwar auch ganz deutlich hinter der Entwicklung in den USA oder in Großbritannien zurück, allerdings nicht so dermaßen stark wie das Crowdfunding. Das Crowdinvesting kam in Deutschland sehr gut aus den Startlöchern, wächst jedoch derzeit in erster Linie durch das Hinzukommen von Immobilien-Projekten und weniger über die Startup-Schiene. Ich denke, im Startup-Bereich liegt noch ein enormes Potenzial brach, das per Crowdinvesting finanziert werden könnte. Um daran mitzuwirken, dieses Potenzial zu heben, ist Geldwerk1 angetreten. Am 20.10. um 14 Uhr starten wir mit der Präsentation unseres ersten Crowdinvesting-Projektes, die neuartige Werbeartikel-Plattform dayzzi aus Münster. Ab dann lässt sich erstmal mit Hilfe von Geldwerk1 investieren.

In Ihren Veröffentlichungen berichten Sie lebhaft über eigene Erfahrungen als Crowdinvestor. 3 Fragen an den Crowdinvestor Prof. Dr. Ralf Beck: Welches war das erste Startup, in das Sie als Crowdinvestor investiert haben? Wie sieht die Ihre persönliche Crowdinvestment-Bilanz aus? Was müssen Gründer mitbringen, um Sie als Investor zu überzeugen?

Mein erstes Crowdinvesting war PAYMEY, eine Mobile-Payment-App. Ausgerechnet ein gescheitertes Projekt. Da dieses Projekt erst rd. anderthalb Jahre nach dem Funding in die Insolvenz schlitterte, investierte ich zwischenzeitlich fleißig weiter, dies dann allerdings weitaus überwiegend mit mehr Erfolg.

Meine Crowdinvesting-Bilanz sieht bisher noch mäßig aus, was aber typisch für Investitionen in Startups ist. Die Verluste kommen zu Beginn und die Erfolge am Schluss, wenn die durchgestarteten Projekte abgerechnet werden. Da noch keines meiner Projekte die Mindestlaufzeit erreicht hat und es auch noch keinen vorzeitigen Exit gab, fehlen mir noch die „Kicker“, also die hoffentlich hohen Endzahlung beim Ausstieg. Ansonsten: Mehrere meiner Projekte liegen inzwischen im Plus und ich profitiere dort schon ein wenig von den jährlichen Ergebnisbeteiligungen. Im Durchschnitt liegen die Projekte hinter ihren Planungen zurück, die sie in der Funding-Phase präsentiert haben. Na ja, das sind in aller Regel auch Planungen, die einiges an Optimismus mit einschließen. Insgesamt bin ich jedoch weiterhin guter Dinge, dass meine Crowdinvestings in Summe im Plus liegen werden, mit etwas Glück sogar richtig gut im Plus.

Gründer bzw. Gründerteams überzeugen mich als Investor, wenn ich in ihnen alle für das jeweilige Geschäft nötigen Kompetenzen, Erfahrungen und Fähigkeiten wiederfinde. Wenn ich Lücken sehe, möchte ich wissen, wie diese personell geschlossen werden, z.B. über entsprechend fähige Mitarbeiter. Wichtig ist mir auch, den Eindruck zu haben, dass das Team für das eigene Thema brennt.

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg mit Geldwerk1!

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Autor
Redaktion
Datum
20. Oktober 2015
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