Funding-Stories
Hardware-Startup für Kaffee

Bonaverde

ProjektstarterStartups
ThemenFood, Hardware, Innovation
PlattformKickstarter, Seedmatch, SEEDRS
ModellRendite (Crowdinvesting), Vorverkauf

Über das Crowdfunding

Bonaverde ist eine Kaffeemaschine, die nicht nur brüht, sondern auch die frischen Bohnen röstet und mahlt. Die Bohnen sollen die Verbraucher zu fairen Konditionen direkt von den Bauern beziehen. Der Gründer Hans Stier will sich mit Bonaverde nicht in den bestehenden Kaffeemarkt integrieren, sondern diesen grundlegend verändern.

Das 2013 gegründete Unternehmen hat sich mittlerweile mehrmals über die Crowd finanziert. Drei Crowdfunding-Runden wurden erfolgreich abgeschlossen, aktuell läuft die vierte Kampagne auf Seedrs.

Interview mit Hans Stier, CEO Bonaverde

Was ist die Vision hinter Bonaverde?

Die Idee ist es, Commodity und Consumable – also Rohstoff und Verbrauchsgut – im Kaffeemarkt zusammenzubringen. Kunden von Bonaverde beziehen die Bohnen direkt von den Erzeugern aus den Anbauländern. Aktuell findet die Wertschöpfung im Kaffeemarkt vor allem in der Weiterverarbeitung, dem Handel und Marketing und nicht beim produzierenden Kleinbauern statt. Diese unfairen Strukturen im Kaffeemarkt wollen wir aufbrechen. Gleichzeitig ermöglichen wir einen wirklich frischen Kaffee, der deutlich leichter schmeckt.

Wie bist Du auf die Idee gekommen?

Hans Stier CEO Bonaverde
Hans Stier CEO Bonaverde

Ich habe als Jurist im Commodity-Trading gearbeitet. Dort wurde mir bewusst, wie hoch die wirtschaftliche Arbitrage in einem Teil der Rohstoffmärkte ist. Mit Kaffee wird ja sehr viel Geld verdient. Trotzdem sind alle Länder, in denen Kaffee angebaut wird, Entwicklungsländer. Das ist zum Beispiel beim Wein- oder Obstanbau anders. Hier schaffen es die Erzeuger besser, mit ihren Produkten beim Endverbraucher als Marke wahrgenommen zu werden. So lässt sich für die Erzeuger ein deutlich höherer Anteil an der Wertschöpfungskette erzielen.

Warum habt Ihr Euch beim Start von Bonaverde in 2013 für ein Crowdfunding entschieden?

Mit dem Startup „Kaffee Toro“ hatte ich ja zuvor schon versucht, die Vision einer Kaffee-Röst-Mahl-Brüh-Maschine umzusetzen. Das Startup wurde durch große Business Angels finanziert und ist gescheitert. Eine der Hauptursachen für das Scheitern lag darin, dass es uns nicht gelungen ist, etablierte Hersteller für eine Zusammenarbeit zu gewinnen.

Als wir dann mit Bonaverde gestartet sind, war klar, dass wir einen professionellen Hersteller brauchen. Das erfolgreiche Crowdfunding war hierfür der Türöffner, da es öffentlich sichtbar den „Proof-of-Market“ gezeigt hat. Das ist für die Zusammenarbeit mit allen Partnern sehr wertvoll. In Verhandlungen stützt man sich nicht mehr nur einen Businessplan, der auf Annahmen beruht. Das Crowdfunding hat Fakten geschaffen, denen sich keiner verschließen konnte.

Welche weiteren Vorteile siehst Du in einem Crowdfunding gegenüber klassischen Finanzierungswegen?

In der Crowd. Wir haben echt gute Leute in unserer Crowd. Darunter sind Leute, die wirklich bestens vernetzt sind und uns in verschiedenen Fällen entscheidet weitergeholfen haben. Wir haben auch schon mit Leuten aus der Crowd Distributionspartnerschaften geschlossen. Einer unserer Ingenieure kommt aus der Crowd. Liz Wald, die jetzt das Geschäft von Bonaverde in Amerika leitet, hat früher bei Indiegogo gearbeitet, als wir damals dort unser Crowdfunding durchgeführt haben (Anm. d. Redaktion: Interview mit Liz Wald in 2014). Crowdfunding ist ein guter Türöffner und Matchmaker.

Die Betreuung einer solch großen Crowd ist mit Sicherheit ziemlich arbeitsaufwändig. Lohnt sich denn der Aufwand?

Die Kommunikation mit der Crowd ist tatsächlich mit viel Aufwand verbunden. Wir sind im Kernteam aktuell sechs Personen, von denen sich zwei Personen fast ausschließlich um die Kommunikation mit der Crowd kümmern. Der Aufwand lohnt sich aber.

Mit rund 3 Jahren Verspätung liefert Ihr jetzt die versprochenen Maschinen an die Kickstarter-Unterstützer aus. Bei Kickstarter finden sich etliche kritische Kommentare von Backern, die unzufrieden mit der Verzögerung oder den Design-Änderungen sind. Kannst Du verstehen, dass ein Teil der Crowd unzufrieden ist?

Ja, die Verzögerung ist ja auch erheblich. Wir bieten unzufriedenen Backern aus Kulanz eine Erstattung des Geldes an. Die Zahl derjenigen, die das in Anspruch nimmt, ist jedoch ziemlich gering. Grundsätzlich sollte jedem klar sein, dass die Beteiligung an einem Crowdfunding ein gewisses unternehmerisches Risiko bedeutet. Es ist halt kein Kauf wie bei Wal-Mart oder Media-Markt mit 14-tägigem Rückgaberecht. Bei Startups gehören ungeahnte Herausforderungen, Verzögerungen und Veränderungen dazu. Unserer Vision sind wir bei Bonaverde stets treu geblieben.

Mit Kritik können wir gut umgehen, zumal sie oft konstruktiv ist und uns weiterbringt. Frustrierend sind anonyme Hater, die im Internet massiv beleidigen. Aber ich denke, dieses ist eine Grundproblematik sozialer Netzwerke, die über das Crowdfunding hinausgeht.

Hardware-Entwicklungen haben oft mit technischen Schwierigkeiten und Verzögerungen zu kämpfen. Glaubst Du dennoch, dass ein Crowdfunding für Hardware-Projekte ein guter Weg ist?

Auf jeden Fall! Natürlich gibt es da ein größeres Umsetzungsrisiko. Aber gerade im Hardwarebereich sehe ich die Zukunft. Wenn man solche Projekte nicht mehr über die Crowd finanzieren lassen würde, würden viele tolle Möglichkeiten unerschlossen bleiben. Wirklich kreative Ideen werden meist nicht über VC’s finanziert.

Ohne Crowdfunding wäre der Markt für Drohnen oder 3D-Drucker nicht soweit, wie er jetzt ist. Klar, die Entwicklungen für die Industrie oder das Militär hätte es gegeben. Aber die Produkte für die normalen Menschen, die würde es ohne die Crowd so nicht geben.

Welche Tipps kannst Du potentiellen Projektstartern geben?

Machen, Machen, Machen! Ich sehe so viele gute Projekte und Teams. Denen rate ich, ein Crowdfunding zu starten. Eine Crowdfunding-Kampagne kostet allerdings Zeit, Energie und Geld. Das sollte das Team nicht unterschätzen.

Außerdem sollte niemand Angst vor der Konkurrenz zu haben und nicht zögern, mit der Idee rauszugehen. Sonst würden wir noch in Höhlen leben. Später ist es ja vor allem die Umsetzung der Idee, die zählt.

Aktuell habt Ihr eine Crowdinvesting-Kampagne bei Seedrs laufen. Warum seid Ihr nicht noch einmal über die deutsche Plattform Seedmatch gegangen?

Wir wollten auf eine internationale Plattform, auch um noch mal neue Leute anzusprechen. Außerdem ermöglicht Seedrs ein Pooling der Anteile und ein echtes Equity-Investment. Auf Grundlage unserer erfolgreichen, klassischen Finanzierungsrunde über 2 Mio. Euro zu Anfang des Jahres ergibt sich eine Bewertung von rund 29 Mio. Euro. Das Crowdinvestment bei Seedmatch 2015 wurde zu einer Bewertung von 7 Mio. Euro durchgeführt. Unter denjenigen, die aktuell bei Seedrs investieren, befinden sich viele Leute, die schon bei den vorherigen Crowdfunding-Runden dabei waren.

Was sind Eure Pläne für die nächsten Jahre?

Wir entwickeln Bonaverde Stück für Stück weiter, um die Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Als nächstes Highlight werden wir demnächst eine neue Espresso-Maschine launchen.

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg bei der Umsetzung Eurer Vision!

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Datum
12. Juli 2017
Themen
Food, Hardware, Innovation
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