Crowdinvesting – das nächste große Ding? Kann schon sein. Eins ist jedoch mittlerweile deutlich geworden: Kapital von Investoren und Unterstützern gibt es nur dann, wenn man überzeugt.
Gründer und besonders Erstgründer müssen oft schwierige Entscheidungen treffen, die in der Summe am Ende den Erfolg oder Misserfolg des Vorhabens stark beeinflussen. Insbesondere die Entscheidung, seinem Unternehmen externe Kapitalmittel zufließen zu lassen ist ein komplexer Entscheidungsprozess. Die Gründe: Es gibt mittlerweile eine Vielzahl an Finanzierungsmöglichkeiten, die sich je nach Phase und Situation des eigenen Unternehmens für die weitere Entwicklung eignen.
In meiner Funktion als „Head of Portfolio Development“ habe ich mittlerweile über 50 Kampagnen (Equity- based Crowdfunding/Crowdinvesting) mit einem Volumen von über 28 Mio. EUR mitgestaltet und deren Verlauf gesehen. Einige dieser praktischen Erkenntnisse will ich gerne an dieser Stelle mit euch teilen.
Diese fünf Punkte für eine erfolgreiche Crowdfinanzierung beschreiben, wie ihr euch vorbereiten könnt und welche Faktoren in die Entscheidung für die Crowd miteinfließen. Gehen wir hier noch mal ins Detail.
1. Entscheidung für Crowdfunding
Den Grundstein für eine erfolgreiche Finanzierung legt ihr, indem ihr euch bewusst und mit voller Überzeugung für diese Form der Finanzierung entscheidet. Eine „Vielleicht-funktioniert-es-Einstellung“ bringt euch bei keiner Finanzierungsform weiter, denn die Vorbereitung und Durchführung einer Finanzierung ist mit vielen Arbeitsstunden verbunden. Außerdem ist der Zugang zu diversen Plattformen für jeden offen und um in der Masse von Projekten (reward-based) oder Bewerbungen auf Plattformen (equity-based) nicht unterzugehen, bedarf es einer bewussten Entscheidung und guter Vorarbeit.
2. Netzwerkaufbau
Steht die Entscheidung, in einer öffentlichen Finanzierung über eine Crowdfunding-Plattform Kapitalmittel aufzunehmen, solltet ihr damit beginnen, über diverse Kanäle (eigenes Netzwerk, Social Media, Partnerschaften, etc.) eine Basis aufzubauen (Crowdbuilding). Diese Basis sollte zugleich auch aus potenziellen Kunden für eurer Produkt oder eure Dienstleistung bestehen. Das hilft euch dabei, eure Zielgruppe zu definieren und schärft den Fokus in der Ansprache bei zukünftigen Marketingmaßnahmen. Im Rahmen eines einfachen und kostengünstigen Ansatzes („Lean“) könnt ihr verschiedene Claims (Werbebotschaften) mit kleinem Budget auf ihre Conversion testen (bswp. Facebook-Ads). So bekommt ihr ein Gefühl für die Wirkung eurer Kommunikation.
3. Kampagnenvorbereitung
Startet die Kampagne nicht aus der Not heraus, sondern findet einen geeigneten Startzeitpunkt. Dies kann beispielsweise der Launch eurer Homepage sein. Oder die Fertigstellung eines Prototyps. Startet ihr eine Kampagne und kündigt die Fertigstellung an, und haltet es nicht ein, wiegt das schwerer und lässt an euren Fertig- und Fähigkeiten zweifeln. Zudem ist der Aufwand einer Kampagne nicht zu unterschätzen und die Grundlagen müssen stehen, da euch das während der Kampagne sonst schnell zum Scheitern bringen kann. Die Basis dafür, Unterstützer oder Investoren zu gewinnen, ist Vertrauen in euch als Team. Dazu gehört auch, dass ihr das Gesagte entsprechend umsetzt.
4. Erwartungsmanagement
Betreibt durchdachtes Erwartungsmanagement mit euren Unterstützern und Investoren. Beschreibt euer Vorhaben detailgetreu und baut keine falschen Erwartungen auf. Das setzt euch unter Druck und führt am Ende tendenziell zu Enttäuschung bei euren Unterstützern oder Investoren. Bleibt realistisch bei der Beschreibung des Ist-Zustandes und bei geplanten Maßnahmen. Zeichnet eine langfristige Vision, wo ihr hinwollt und was euch dabei antreibt. Das Video als interaktives Element stellt ein wichtiges Instrument dar und gibt euch die Möglichkeit, persönlich zu überzeugen.
5. Kommunikationsplanung
Ab dem Start der Kampagne müsst ihr jederzeit ansprechbar sein und auf Fragen schnell reagieren. Zudem ist es wichtig, dass ihr nicht nur schnell auf die Fragen reagiert, sondern auch mit guten Antworten überzeugt. Geht sicher, dass ihr die Frage des Interessenten zufriedenstellend beantwortet habt. Zusätzlich ist es wichtig, dass ihr auch proaktiv kommuniziert. Veröffentlicht dazu mehrere Updates während der Kampagne zur Entwicklung und plant Kommunikationsaktivitäten (Pressemitteilungen, Social Media, Events, usw.), um Reichweite zu generieren. Bleibt greifbar ehrlich, unabhängig vom Verlauf eurer Kampagne. Die Kommunikation mit euren Investoren und Unterstützern ist das Wichtigste und kann zu einer langfristigen Finanzierungs- und Kundenbeziehung führen.
Zu guter Letzt ein Hinweis von mir: Das Scheitern einer Kampagne ist sicherlich enttäuschend, sollte euch aber nicht davon abhalten, es erneut zu probieren. Habt ihr keinen Erfolg mit eurer Erstkampagne, muss das nicht zwangsläufig bedeuten, dass euer Vorhaben schlecht ist. Bleibt dran, reflektiert und nutzt das Feedback aus dem Scheitern für die Überarbeitung eurer Idee. Dann versucht es zu gegebener Zeit erneut.
An alle Gründer und Projektstarter: Das ein Projekt mal nicht wie gewünscht umgesetzt werden kann und die benötigten finanziellen Mittel unter falschen Annahmen geplant wurden, ist nicht der Weltuntergang. Schlimmer wiegt das Verschweigen oder gar Abtauchen, wenn etwas schief lief. Crowdfunding in jeglicher Form bedeutet Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung für das Geld anderer. Diese Finanzierungsform lebt von Vertrauen. Daher geht immer sinn- und maßvoll mit dem in euch investierten Vertrauen um. Andere Gründer und Projektstarter werden es euch danken.
Viel Erfolg!
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