Eine reward-based oder equity-based Crowdfunding-Kampagne zu starten, erfordert Mut und viel Arbeit. Wie aber den Überblick behalten? Eine gute Methode, die hilft, ist in jedem Falle ein Crowdfunding-Canvas. Mit Crowdfunding-Canvas lassen sich die acht zentralen Komponenten einer Crowdfunding-Kampagne gezielt bearbeiten und im Auge behalten. Aber alles der Reihe nach: Was ist Crowdfunding-Canvas? Und wie setzt man es um? Ich stelle euch hier die einzelnen Komponenten kurz vor und erläutere, wie ihr das Canvas richtig für eure Kampagnen-Planung nutzen könnt.
1. Warum?
“Hast du schon einmal selbst eine Crowdfunding-Kampagne unterstützt?” Häufig stelle ich diese Frage zu Beginn meiner Beratungen. Es ist natürlich keine Pflicht, selbst einmal eine Kampagne unterstützt zu haben, um selbst eine Kampagne zu lancieren, aber es ist es hilfreich! Und zwar aus einem ganz einfach Grund: Es vereinfacht zu verstehen, worauf es bei einer Kampagne ankommt und was Menschen dazu motiviert, Crowdfunding-Projekte mit ihrem Geld zu unterstützen. Denn wenn man selbst versucht, aktiv auf einer Crowdfunding-Plattform ein passendes spannendes Projekt zu finden, das man unterstützen will, dann wird einem ganz schnell klar: Crowdfunding transportiert etwas persönliches.
Es geht also um Teilhabe, es geht darum, hinter die “Kulissen” eines Projektes zu schauen. Und deshalb geht es auch um die Personen, die hinter der Kampagne stehen und um ihre Motivationen – es geht um Gegenleistungen und gegenseitigen Respekt. Deswegen unterstützen Menschen auch Kampagnen. Und das solltest du in deiner Kampagne ganz klar in den Vordergrund stellen. Was motiviert dich also, ein Projekt umzusetzen? Warum sollte es überhaupt existieren? Und warum sollten andere dir dabei helfen? Wenn du dir über diese Fragen im Klaren bist, hat deine Kampagne auf jeden Fall eine höhere Chance auf Erfolg.
2. Projekt
Deine Projektbeschreibung besteht aus unterschiedlichen Komponenten: aus einem Beschreibungstext, einem Video und aus Bildmaterial zur Visualisierung. Bei der Projektbeschreibung solltest du dann konkret werden: Was ist es für ein Projekt? Wofür setzt du das erhaltene Geld ein? Wie kam es zu der Idee und wie planst du das Projekt konkret umzusetzen? Was ist schon passiert und was soll noch kommen? Welche Details kannst du preisgeben? Eine Projektbeschreibung ist im besten Fall detailliert, trotzdem einfach zu lesen und präzise.
Wenn möglich, visualisiere so viele Aspekte des Projekts, damit man sich eine Vorstellung davon machen kann, was das Resultat sein wird. Deine Unterstützer kaufen ja häufig das Produkt als Gegenleistung. Es sollte also aussagekräftig gezeigt werden. Überlege dir je nach Projekt, wie du das am besten machen kannst.
Das Projektvideo muss kein professionelles Video sein. Viel wichtiger ist es, dass du authentisch bist und deine Geschichte erzählst (siehe Punkt 1). Dein Video sollte dennoch ein klares Konzept haben und eine ganz klare Nachricht transportieren und das auch schnell rüberbringen. Die ersten 20 Sekunden sollten darum die wichtigsten Informationen enthalten. Um die Leute nicht zu langweilen, sollte das Video auch nicht zu lang sein. 2-3 Minuten reichen als maximal Länge.
Hier findest du unterschiedliche Videos, die super funktioniert haben. Lass dich von anderen inspirieren. https://www.crowdfunding.de/best-practice
3. Promotion
Es gibt natürlich die unterschiedlichsten Möglichkeiten, um dein Projekt zu bewerben. Hier sind ein paar Dinge, die du in Betracht ziehen solltest.
Social Media:
Der günstigste Variante ist es, eine Community für dein Projekte in Sozialen Netzwerken zu finden und anzusprechen.
Veranstaltungen/Events:
Um deine Community besser kennenzulernen, lohnt es sich, vielleicht eine Launch-Veranstaltung zu organisieren und so im direkten Kontakt die Menschen von deinem Projekt zu überzeugen.
PR/Öffentlichkeitsarbeit:
Du kannst auch versuchen, andere dazu zu bringen, über dein Projekte in Medien zu berichten. Überzeuge entweder selbst Journalisten von deiner Idee oder arbeite auch mit professionellen PR-Agenturen zusammen.
Freunde und Familie:
Dein persönliches Netzwerk darfst du auf keinen Fall unterschätzen. Jeder, der dich kennt, sollte auch deine Kampagne kennen.
4. Plattform
Eine der häufig gestellten Fragen ist: Welche Plattform ist die beste für mein Projekt? Die ehrliche Antwort ist: es gibt nicht “die eine” perfekte Plattform. Vielmehr gibt es viele unterschiedliche Komponenten, die eine Plattform ausmachen, hier gibt es Auswahlmöglichkeiten auf einen Blick: https://www.crowdfunding.de/plattformen
Hierzu ein Tipp: Schau Dir Projekte auf den Plattformen an, die zu deiner Kategorie passen. Findest du ähnliche Projekte? Nun setze dich mit der Plattform in Verbindung und frage nach Beratungsangeboten bzw. Projektbetreuung. Die meisten bieten einen Service für Crowdfunder an. So hast du einen persönlichen Kontakt und kannst auf dieser Basis Entscheidung treffen.
5. Gegenleistung
Die Ausgestaltung der Gegenleistung ist ein zentraler Punkt deiner reward-based Kampagne. Denn wenn du den Leuten keine spannenden Gegenleistungen anbieten kannst, werden sie auch kaum deine Kampagne unterstützen. Du solltest dir also gut überlegen, was du anbieten kannst. Es gilt: sei kreativ und lass dir etwas ausgefallenes einfallen. Hier sind ein paar Tipps die dir dabei helfen:
Dein fertiges Produkt
Das ist natürlich klar, dass Du ein fertiges Produkt haben solltest, aber natürlich möchtest du deine Unterstützer auch von deiner Kreativität überzeugen und willst, dass sie am Ende deine fertiges Album, deinen Film oder dein Design-Objekt haben und bekommen. Dieses kannst du exklusiv anbieten.
Achte auf Exklusivität
Die Menschen, die deine Crowdfunding-Kampagne unterstützen, sind deine ersten und härtesten Fans. Sie verdienen und fordern zurecht etwas, das nicht jeder bekommt. Schließlich wäre dein Projekt ohne sie gar nicht zustande gekommen. Versuche ihnen darum etwas Exklusives anzubieten. Vielleicht dein fertiges Produkt besonders günstig (siehe a.)? Oder du signierst bzw. individualisiert es in irgendeiner Form? Du kannst deinen Unterstützern auch Zugang zu einer besonderen Veranstaltung ermöglichen. Sei kreativ und überlege dir etwas besonderes.
Mache eine Veranstaltung
Das gilt gerade dann, wenn dein Produkt so etwas wie eine Aufführung ist (z.B. Filmpremiere, Musikkonzert, Tanzaufführung). Für deine treuesten Unterstützer kannst du dann auch eine eigene Veranstaltung organisieren. Am besten an Orten, wo viele deiner potenziellen Unterstützer sind.
Nimm dich nicht zu ernst
“Dein Gesicht auf 1 Million Kondomen” – dieses Dankeschön hat die Kampagne für “fair produzierte Kondome” von einhorn angeboten. Ein Dankeschön, das man zwar defacto nicht erwerben kann, aber ein super Aufhänger ist und auf das auch der eine oder andere Journalist anspringt. Hier gilt: Spaß ist bei der Sache ist ein guter Treiber.
6. Community
Das Internet ermöglicht es dir, genau die Menschen auf der Welt zu finden, die sich für dein Projekt interessieren.
Mache dir Gedanken über deine Zielgruppe
Natürlich hofft man immer wieder, dass sich alle Menschen auf der Welt für das eigene Projekt interessieren. Das ist aber nur selten der Fall. Überlege dir deshalb genau, für wen dein Projekt interessant ist. Fragen, die du dir stellen kannst, sind: Ist mein Projekt für Menschen in einem bestimmten Land/Stadt/Ortskreis interessanter als für andere? Brauchen meine Unterstützer bestimmte Sprachkenntnisse? Welche Interessen haben Menschen, die sich für mein Projekt interessieren? Ist mein Projekte für eine bestimmte Altersgruppe?
Frage in deinem Bekanntenkreis
Wenn du dein Projekt planst, bist du wahrscheinlich bereits mit anderen Leuten aus diesem Bereich in Kontakt. Erzähle ihnen von deinem Projekt. Hole dir feedback ein von ihnen: würden sie dich unterstützen?
Suche in sozialen Netzwerken und in Suchmaschinen
In sozialen Netzwerken tauschen sich die Menschen jeden Tag zu unzähligen Themen aus. Netzwerke wie Twitter oder Facebook lassen über die Suche und Hashtags ganz schnell Personen finden, die sich für deine Themen interessieren. Tritt mit ihnen in Kontakt. Frag sie und lass sie wissen was du planst.
Besuche Veranstaltungen zu deinem Thema
Es gibt zu fast allen Themenbereichen Veranstaltungen. Gehe auf Konferenzen und Meetups und lerne die Menschen kennen, die sich mit deinem Thema beschäftigen.
Baue einen Mail-Verteiler auf
Versuche, die unterschiedlichsten Menschen deiner Community, die du identifiziert hast, in einem Mail-Verteiler zusammenzufassen und verschicke regelmäßig deine News zu deinem Projekt. Auch vor deinem Projektstart.
7. Kosten
Im unteren Teil des Crowdfunding-Canvas geht es um Zahlen. Dort kannst du Kosten und dein Finanzierungsziel gegenüberstellen, damit du genau weißt, was du am Ende vom eingenommen Geld übrig hast. Bedenke bei den Kosten folgende Aspekte:
- Kosten für die Umsetzung deines Projektes (ggf. Honorare, Druckkosten, Produktionskosten)
- Steuern (Einkommensteuer sowie enthaltene Umsatzsteuer)
- Kosten für die angebotenen Gegenleistungen
- Gebühren der genutzten Plattform
- Paymentgebühren der Plattform
- Versandkosten für die Gegenleistungen
- Kosten für Kampagnen-Marketing
8. Fundingziel
Wenn du dir über die Kosten Klarheit verschafft hast, hast du eine gute Grundlage, um dein Fundingziel realistisch zu berechnen. Es sollte im besten Falle alle oben genannten Punkte erfassen. Bitte beachte:
“Alles oder nichts”
die meisten Plattformen verwenden das “Alles oder nichts-Prinzip”, das heißt, hier bekommst du dein Geld nur, wenn du den festgelegten Mindestbetrag erreichst.
Überlege dir einen realistischen Betrag
lass dich dafür von ähnlichen Projekten auf der Plattform inspirieren und schaue, was diese eingenommen haben.
Es geht nicht nur ums Geld
Crowdfunding dient der Projektfinanzierung, aber es ist auch eine Kommunikation- und Marketing-Kampagne für dich und deine Arbeit. Wenn du alles richtig anstellst, bekommst du mehr als einfach nur Geld zur Projektfinanzierung, du bekommst treue Fans. Und das ist unbezahlbar.
Wie fließt das alles zusammen?
Das Crowdfunding-Canvas ist eine Visualisierungs- und Planungshilfe. Auf einer DIN-A4-Seite kannst du dir mit Post-it-Zetteln einzelne Aspekte notieren. So bleibst du flexibel und kannst auf Änderungen eingehen und hast alles im Blick und Überblick. Es hilft dir auch dabei, deine Idee zu konkretisieren und anderen von deinem Projekt zu erzählen.
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