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Vorteile und Risiken

Crowdinvesting ohne Plattform

crowdfunding ohne plattform
Von Robert Fanderl am 18. Mai 2018

Der typische Weg eines Crowdfundings führt über eine Plattform. Zur Realisierung einer Idee oder eines Projektes wendet sich ein Unternehmen an eine Plattform beziehungsweise dessen Betreiber, damit das Konzept auf der Plattform vorgestellt wird und die benötigten Finanzierungsmittel von der Crowd eingesammelt werden können.

Die Plattformen führen vor dem Funding-Start eine mehr oder weniger detaillierte Prüfung des Finanzierungsvorhabens durch und bereiten bei positivem Abschluss der Prüfung alle rechtlich notwendigen und vertrieblichen hilfreichen Dokumente für das Crowdinvesting vor. Auch während der Laufzeit des Projektes erbringen die Plattformen unterschiedliche Dienstleistungen wie zum Beispiel Anlegerbetreuung, regelmäßiges Reporting oder die Aufbereitung steuerlicher Unterlagen.

Es gibt aber mittlerweile zunehmend Projekte, die nicht über eine Plattform im klassischen Sinne laciert werden. Das Crowdfunding erfolgt scheinbar in Eigenregie. Tatsächlich wird die individuelle Projektseite aber nicht vom Projektinhaber selbst, sondern von einem Vermittler mit Erlaubnis nach § 34f GewO betrieben. Aktuelle Beispiele sind:

Henniger am Turm | Brauhaus in Frankfurt
Webseite: www.brauhaus-crowd.de
Vermittler: CrowdDesk GmbH

Hotel Christoph | 4-Sterne Familien-Aktiv Hotel in Tirol
Webseite: www.investieren.hotel-christoph.com
Vermittler: bankless24 GmbH

Green City | 400 Elektro-Roller für ein Sharing-System in München
Webseite: www.greencity-crowd.de
Vermittler: eueco GmbH

Risiken für die Crowd

Das „Investieren ohne Plattform“ birgt einige zusätzliche Risiken für die Crowd. Die unabhängigen Crowdplattformen werben üblicherweise mit dem Hinweis, eine fundierte Vorauswahl hinsichtlich der Projekte zu treffen, die letztlich auf die Plattform gelangen, sie stellen ein laufendes Reporting über die Projektfortschritte in Aussicht und versprechen eine nicht näher umschriebene Hilfestellung, sollte tatsächlich einmal ein Projekt in Schieflage geraten. Ferner versprechen die Plattformbetreiber meist, dass sie bei der Erstellung des Finanzierungskonzepts darauf achten, dass die Crowd eine angemessene Verzinsung und ein faires Vertragswerk erhält. Auch wenn die Plattformen diese umfangreichen Versprechungen nicht vollständig erfüllen werden (können), sorgen sie doch für einen gewissen Interessenausgleich oder können eine Art Kontrollinstanz darstellen. Bei einem unmittelbaren Investment ohne Plattform gibt es überhaupt keinen fremden Dritten, der die Wirtschaftlichkeit des Projekts und die Angemessenheit der Verzinsung unter die Lupe nimmt. Die Anleger müssen also entweder darauf vertrauen, dass das angebotene Projekt „sauber“ aufgesetzt ist oder selbst noch tiefer in die Prüfung der Wirtschaftlichkeit und der Verträge einsteigen.

Vorteile für die Crowd

Der Anleger können durch den Wegfall der vertriebsbezogenen (Plattform-)Kosten von einer attraktiveren Rendite profitieren, sofern der Anbieter einen Teil der eingesparten Kosten weitergibt.

Die Risiken für die Anbieter

Wenn ein Anbieter über eine Plattform ein Funding initiiert, profitiert er vom Bekanntheitsgrad der Plattform und von deren Fähigkeit, Crowdinvestoren zu mobilisieren. Er setzt also auf die Platzierungsstärke der Plattform und kurze Fundingzeiten. Wer sich gegen eine Plattform entscheidet und in Eigenregie ein Funding durchführen will, braucht einen eigenen etablierten Marktzugang und eine breite Kunden- oder zumindest Interessentenbasis wie zum Beispiel Newsletter-Abonnenten, denn die potentiellen Anleger müssen vom Anbieter selbst im hohen Grade mobilisiert werden. Ist die Zahl potentieller Anleger zu gering oder gelingt die Mobilisierung nicht, droht die Finanzierung des Projekts zu scheitern. Fraglich ist auch, ob der Anbieter den administrativen Aufgaben einer Anlegerbetreuung gewachsen ist. Eine derartige Dienstleistung gehört nämlich meist nicht zum Kerngeschäft eines Start-ups oder eines Immobilien-Projektenwicklers.

Die Vorteile für Anbieter

Anbieter, die in Eigenregie, also ohne Plattform emittieren, sind freier in der Gestaltung der Konditionen/Verträge und können diese so besser auf ihre individuellen Verhältnisse abstimmen. Sie müssen ihr Projekt auch keiner thematischen Zuordnung einer Plattform unterwerfen und sind freier in der individuellen Präsentation des Fundings. Zudem können sich Anbieter, die in Eigenregie emittieren, möglicherweise Kosten sparen. Es entfallen nämlich die Kosten für die Dienstleistungen einer Plattform. Andererseits fallen Kosten für die Einrichtung einer eigenen Funding-Page und die Einbindung eines Vermittlers nach $ 34f GewO an.

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Robert Fanderl

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Autor
Robert Fanderl
Datum
18. Mai 2018
Themen
Finanzierung, Plattform
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