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Ökonomie

Der Einfluss der Makroökonomie auf Startups

Der Einfluss der Makroökonomie auf Startups
Ein Gastartikel von Enrico Bitto zum Einfluss der gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen auf Startups. Enrico Bitto ist Betreiber des Blogs „Der Start-up Investor“. In diesem berichtet er über seine Crowdinvesting-Erfahrungen.
Von Enrico Bitto am 20. November 2017

Da ich erst seit 2011 über Crowdfunding in Start-ups investiere, habe auch ich noch keinen wirtschaftlichen Abschwung als Start-up Investor miterlebt. Dieser wird allerdings unweigerlich kommen. Die Konjunktur verhält nun einmal zyklisch. Jeder Aufschwungphase folgt nun mal auch eine Abschwungphase. Die Frage lautet also nicht ob, sondern wann wir mal wieder eine Rezession erleben werden.

Tatsächlich befinden wir uns bereits seit langem in einer Expansion und global verdichten sich die Zeichen, dass die wirtschaftliche Gegenwart und Zukunft eventuell besser eingeschätzt werden, als das vielleicht angemessen erscheint. An potentiellen Auslösern für einen Abschwung mangelt es sicherlich auch nicht.

Womit sich die Frage stellt: Was für einen Einfluss hat ein wirtschaftlicher Abschwung auf die Start-up Welt?

Anzahl der Gründungen steigt

Da mehr Leute ihre Arbeit verlieren oder keine angemessene Arbeit angeboten bekommen, werden auch mehr Leute das Risiko einer Gründung eingehen wollen. Die Qualität der Innovationen wird aber vermutlich eher stabil bleiben. Nicht jeder, der in einer Rezession gründet, gründet ein Unternehmen mit einer revolutionär innovativen Idee.

Qualität der verfügbaren Arbeitskräfte steigt

Die steigende Qualität bezieht sich nicht generell auf die gesamte Menge Erwerbstätiger, sondern vielmehr auf die Kräfte, die einem Start-up in einer Rezession zur Verfügung stehen. Aufgrund von Kündigungen und Einstellungsstopps sind plötzlich großartige Mitarbeiter auf dem Markt, die vorher nicht verfügbar oder nicht bezahlbar waren. Zwar werden Toptalente weiterhin gesucht sein, aber vermutlich wird es aufgrund der höheren Bewerberdichte ‚einfacher‘ an gute Leute heranzukommen.

Angel-Finanzierungen nehmen ab

Sobald der Aktienmarkt und evtl. der Immobilienmarkt und / oder andere Wertanlagen an Wert verlieren, werden Business Angels den Effekt in ihrem eigenen Portfolio spüren und zurückhaltender investieren. Andere Akteure werden ihre Volumina wahrscheinlich auch reduzieren, aber Angels dürften am härtesten betroffen sein.

Zombies nehmen zu

Unternehmen, die sich gerade so halten können, aber weder einen guten Gewinn machen noch attraktives Wachstum vorzuzeigen haben, werden zunehmen. Sie sind nicht mehr auf Finanzierung angewiesen, aber bräuchten für einen Wachstumsschub viel Kapital, was zum benötigten Preis nicht auffindbar sein wird.

Unternehmensbewertungen gehen runter

Da die börsennotierten Unternehmen an Wert verlieren, werden sie aus puren Renditegesichtspunkten im Vergleich attraktiver als Start-ups. Die Unternehmensbewertungen von Start-up Finanzierungen werden sich daher anpassen müssen.

Unternehmen fokussieren sich

Produkte, die auf einem Wachstumspfad sind, werden optimiert, und die nice-to-haves werden erstmal nicht berücksichtigt. Dadurch verengt sich der Fokus, was tendenziell eine gute Sache ist, da Unternehmen mehr Ressourcen in die wichtigen Produkte stecken.

Obige Liste ist sicherlich nicht abschließend und auch nicht hochwissenschaftlich zusammengetragen worden. Dennoch lassen sich einige gute Schlüsse ziehen.

Investoren werden zuerst vermutlich mehr Verluste erleiden, da mehr Unternehmen ausfallen oder Nachrangdarlehen – wenn überhaupt – lediglich zum Nennwert zurückzahlen werden. Gleichzeitig sollte sich jedoch der Dealflow verbessern, da – ceteris paribus – mehr Gründungen zu tendenziell niedrigeren Preisen finanziert werden. Jeder Investor sollte seine eigenen Entscheidungen treffen, aber es kann aktuell sicherlich nicht schaden, einen Teil seines Pulvers für interessante Zeiten trocken zu halten.

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Enrico Bitte Der Startup Investor

Enrico Bitto

Enrico Bitto kommt aus Frankfurt am Main und ist Supervisor im Finanzsektor. Er investiert seit 2011 über Crowdfunding in Start-ups und andere Projekte. Seit 2015 schreibt er zudem in seinem eigenen Blog „Der Start-up Investor“ über seine Crowdfunding-Erfahrungen. www.derstartupinvestor.de
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Autor
Enrico Bitto
Datum
20. November 2017
Themen
Ökonomie, Startup
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