Über das Crowdfunding
Das im 2012 als Startup gegründete Unternehmen bietet eine Internetplattform, auf der Arzttermine online gebucht werden können. Die Ärzte übermitteln freie Terminzeiten, Patienten können dann 24 Stunden am Tag online einen Termin über die Plattform vereinbaren.
Das Funding
Startup-Crowdinvesting in 2012
Im Jahr 2012 hat sich das doxter Gründerteam für ein Crowdinvesting entschieden, um den Aufbau des Startups zu finanzieren. Das Crowdfunding ist über Companisto gelaufen. Es war das erste Startup, das auf der im gleichen Jahr gegründeten Crowdinvesting-Plattform finanziert wurde.
21 Crowdinvestoren investieren 100.000 Euro für eine Beteiligung von 6,25%
Die Crowd investierte 100.000 Euro auf Basis der getroffenen Unternehmensbewertung von 1,5 Mio. Euro (Pre-Money). Dies entsprach einer Beteiligungquote von 6,25% am Gewinn und dem Unternehmenswert. Die Beteiligung gibt den Crowdinvestoren die Möglichkeit, nach „oben offen“ an der Entwicklung des jungen Unternehmens mitzuverdienen. Neben den unbegrenzten Renditechancen ist jedes Startups-Investment mit dem hohen Risiko des Totalausfalls verbunden, das die Crowdinvestoren bewusst in Kauf nehmen.
Hinweis: 2012 liefen die meisten Crowdinvestments über stille Beteiligungen (maximale Fundingsumme 100.000 Euro). Mittlerweile laufen die meisten Crowdinvesting-Beteiligungen über nachrangige Darlehen, das neue Kleinanlegerschutzgesetz ermöglicht hier prospektfreie Emissionen bis zu 2,5 Mio. Euro.
Erfolgreicher Exit in 2016
Im November 2016 kommt es dann zum Exit, Doxter wurde von dem luxemburgischen Mitbewerber Doctena übernommen. Durch den Exit werden auch die 421 Crowdinvestoren entsprechend ihrer Beteiligungsquote ausbezahlt. Da über den Kaufpreis stillschweigen vereinbart wurde, gibt es leider keine Informationen zu der von den Crowdinvestoren erzielte Rendite. Nach offziellen Verlautbarungen handelt es sich um eine Auszahlung im sechsstelligen Bereich.
Interview mit Dr. Ron Lehnert, Co-Founder Doxter
crowdfunding.de: Ihr seid 2012 als erstes Startup auf Companisto gestartet. Wie ist es dazu gekommen, dass Ihr Euch für eine Finanzierung über die Crowd entschieden habt?
Dr. Ron Lehnert: Wir hatten das Glück, Frühphasen-Unterstützung durch das Förderprogramm EXIST erhalten zu können. Wir hatten Doxter damals ja direkt aus der Universität heraus gegründet. So haben wir Doxter dann zunächst weiter aufgebaut. Als der Zeitpunkt gekommen war, eine Anschlussfinazierung zu suchen, waren wir mit verschiedenen Business Angels in Verhandlungen. Da sich dies trotz großen Interesses hinzog – ein natürlicher Prozess, wie jeder Gründer bestätigen kann – haben wir recherchiert, welche Finanzierungsmöglichkeiten es noch gab. Crowdfunding bzw. Crowdinvesting war sofort spannend für uns, weil man damit immer auch gleich Reichweite erzielen kann. Bei Companisto hat uns das Team und die rechtliche Ausgestaltung der Verträge überzeugt. Es hat alles gepasst – und wir haben im Sommer 2012 losgelegt.
Durch das Crowdfunding hattet Ihr auf einen Schlag 421 Investoren mit an Bord. Wie aufwändig war die Investorenbetreuung für Euch (Reporting, Rückfragen zur Geschäftsentwicklung etc.)?
Das hat sich über all die Jahre als sehr praktikabel erwiesen. Einerseits liegen diese Daten ja ohnehin in einem gutgeführten Unternehmen vor; anderseits haben wir den Austausch mit unseren Investoren, die ebenso wie wir, ein hohes Interesse an einer positiven Entwicklung des Unternehmens hatten, als wichtigen Input gesehen.
Welche Mehrwerte haben sich durch die Crowd für Euer Business ergeben?
Wir haben über die Jahre wirklich gute Vorschläge erhalten. So gab es zum Beispiel einen Vorschlag, uns im Bereich Kundenaufbau zu unterstützen – diesen Vorschlag haben wir dann auch umgesetzt. Konkret ging es darum, dass die Companisten bei ihren Ärztebesuchen auf uns hinweisen. Dazu haben wir eine Art Visitenkarte gedruckt, auf dem ein Code angebracht war, mit dem Praxen sich bei uns registrieren konnten.
Julian Hoffmann (Co-Founder doxter), Patrick Kersten (Doctena-Founder) und Dr. Ron Lehnert (Co-Founder doxter)
Habt ihr neben der Crowd weitere Finanzierungswege für den Aufbau Eures Startup genutzt?
Wir hatten gegen Ende 2012 bereits eine weitere Finanzierung durch Martin Sinner von IDEALO, der uns als Business Angel unterstützt hat. Ihn hat überzeugt in uns zu investieren, weil er gesehen hatte, dass wir mit einer damals sehr jungen Finanzierungsform – Crowdinvesting – bereits 412 Investoren von uns überzeugen konnten. Vorbehalte oder Schwierigkeiten durch unser Crowdfunding gab es also nicht.
Da über den Verkaufspreis von Doxter Stillschweigen vereinbart wurde, sind leider keine Informationen über die von den Crowdinvestoren erzielte Rendite öffentlich verfügbar. Was ist der Grund dafür, dass Ihr den Preis nicht öffentlich machen wollt?
Unseren Investoren liegen natürlich alle Zahlen vor. Letztlich haben die Partner Stillschweigen vereinbart, was in der Startup-Szene durchaus üblich ist.
Abschließend nochmal Glückwunsch zum erfolgreichen Exit! Was sind denn jetzt Eure Pläne? Könntet Ihr Euch nochmal ein Crowdinvesting vorstellen? Die Erfolgsgeschichte dürfte ja mit Sicherheit helfen eine Crowd für ein neues Vorhaben zu gewinnen.
Vielen Dank! Auch wir freuen uns sehr darüber. Jeder Gründer kennt dieses Gefühl: Ein Startup ist immer auch wie eine Art „Baby“, um das man sich kümmern muss, das einem unglaublich ans Herz wächst – aber irgendwann erwachsen wird und in die Welt zieht. Ich glaube, wir haben gemeinsam mit Doctena den perfekten Partner gefunden, um unsere Vision jetzt auch europaweit umzusetzen. In einem ersten Schritt geht es für uns darum, Doxter mit Doctena perfekt zu verschmelzen, weil wir noch sehr viel vorhaben! Ich denke, dass Crowdinvesting für jeden Gründer eine Option sein kann. Ich habe auf jeden Fall eine postive Erfahrung gemacht – und positive Erfahrungen wiederholt man gerne.
Vielen Dank für das Interview!