Viele Projekte scheitern an mangelnder Finanzierung, obwohl das Ergebnis gesellschaftlich wünschenswert wäre. Die Mechanismen des Marktes versagen insbesondere bei sozialen, kulturellen, sehr visionären oder sehr forschungsintensiven Projekten. Staatliche Förderung ist mit bürokratischem Aufwand verbunden, der die Energie der Projektinitiatoren von ihrer eigentlichen Aufgabe abzieht. Außerdem ist durch die zentrale Verteilung der Subventionen damit zu rechnen, dass viele Projekte am tatsächlichen gesellschaftlichen Bedarf vorbei überfördert (Verschwendung von Ressourcen) oder unterfördert bzw. gar nicht gefördert werden (Verschwendung von Potenzialen).
Dem gegenüber wenden sich beim Crowdfunding die Projektinitiatoren via Internetplattform direkt an die Öffentlichkeit, um ihre Projekte vorzustellen und möglichst viele Interessenten für eine gemeinschaftliche Vorabfinanzierung zu gewinnen. Diese Gruppe der Interessenten, deren Mitglieder finanzielle Beiträge in zumeist kleinen Größenordnungen beisteuern, bildet die „crowd“, die die Realisierung des Projektes ermöglicht. Die Unterstützer erhalten dafür üblicherweise eine Gegenleistung, die die vielfältigsten Formen annehmen kann, z.B. eine öffentliche persönliche Danksagung, einen exklusiven Einblick hinter die Kulissen oder in Fällen in denen das Projektergebnis kommerziell vermarktet werden sollte, z.T. sogar eine finanzielle Beteiligung.
Ein crowdfunding Projekt wird erst realisiert, wenn sich genügend Unterstützer gefunden haben, die sich von der Idee begeistern ließen und die Zielsumme erreicht ist. Dadurch wird der tatsächliche, gesellschaftliche Bedarf zielgenauer getroffen, als dies staatliche Subventionen oder klassische Finanzierungsformen könnten. Die Unterstützer können in der Aufbauphase des Projektes als Inputgeber oder in der Phase der Vermarktung als Multiplikatoren eingebunden werden. Dadurch wird das Projekt bedürfnisorientiert gestaltet und vermarktet.
Beim Crowdfunding geht es um mehr als die klassische Transaktion von Geld gegen erbrachte Leistung. Der Geldgeber wird emotional am Projekt beteiligt. Und auch der Projektinitiator bekommt von der crowd weit mehr als den monetären Wert des eingesammelten Geldes, nämlich einen Vertrauensvorschuss und den Rückhalt durch eine Gruppe von Unterstützern. Crowdfunding stiftet Projektinitatoren und Unterstützern echten Mehrwert, keine Seite bekommt etwas geschenkt. Crowdfunding basiert auf dem marktwirtschaftlichen Grundgedanken.
Wenn es gelingt die entsprechende crowd zusammenzubekommen, können Filme gedreht, Reportagen recherchiert, Medikamente entwickelt, Bücher gedruckt, soziale Projekte gefördert und Unternehmen gegründet werden, die üblicherweise keine Chance zur Realisierung hätten. Crowdfunding kann Potenziale freilegen und gesellschaftliche Mehrwerte schaffen.
Die Entwicklung der internationalen und deutschen Crowdfunding-Plattformen ist sehr vielversprechend. Links zu den verschiedenen Plattformen finden sich hier.
Der Text ist im November 2011 parallel im Agora Blog unter dem Titel „Crowdfunding – wenn Geld nicht genug ist“ erschienen.
Titelbild: The Beauty of Crowdfunding, M. Harms (2007)
Kommentare
Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Infos zum Datenschutz.