Über das Crowdfunding
Die Finanzierung für den Aufbau der Freiheitsstatue gilt als weltweit erstes Crowdfunding Projekt
Die Freiheitsstatue war ein Geschenk des französischen Volks an die Vereinigten Staaten. Die Franzosen haben die Statue gefertigt, der Sockel und der Aufbau der Statue sollte von amerikanischer Seite finanziert werden. Aufgrund des Börsenkrachs von 1873 war die wirtschaftliche Lage in den Vereinigten Staaten in den 1880er Jahren noch derart angespannt, dass sich weder die Stadt New York noch der Kongress auf eine Finanzierung zum Aufbau der Statue einigen konnten. Andere Städte wie Baltimore, Boston, San Francisco und Philadelphia haben angeboten den Sockel der Staue zu finanzieren, allerdings unter der Bedingung, dass die Statue in Ihrer Stadt aufgebaut wird. Der Aufbau der Freiheitsstatue in New York war 1885 akut gefährdet.
Das war der Moment in dem der amerikanische Herausgeber Josef Pulitzer (nach ihm ist der Pulitzerpreis benannt) in seiner Zeitung The New York World die New Yorker Bürger zum Spenden aufrief. Jeder Spender sollte, unabhängig von der Spendenhöhe, namentlich in der Zeitung genannt werden. Innerhalb von 5 Monaten konnten so das fehlende Geld ($101.091 Dollar von über 120.000 Spendern) gesammelt und die Statue aufgebaut werden. Die Spender kamen aus allen Gesellschaftsschichten, so beteiligten sich junge Kinder, Geschäftsleute, Straßenreiniger und Politiker an der Finanzierung der Freiheitsstatue.
Bezug zu Crowdfunding in der Gegenwart
Das Zusammenkommen einer Vielzahl finanzieller Kleinstbeträge ist ein Charakteristika von Crowdfunding Projekten. Der Großteil der Einzelspenden (75-80%) für den Sockel der Freiheitsstatue lag unter einem Dollar. Ein US-Dollar von 1885 entspricht heute in etwa 20 Euro. Dies ist eine Größenordnung für Einzelbeiträge, die man heute bei vielen Crowdfunding Aktionen sehen kann.
Pulitzer hatte die Möglichkeit mit seiner Tageszeitung die Zielgruppe – alle New Yorker – in breiter Masse ansprechen. Heutzutage läuft die Ansprache der Crowd meist Online. Die Möglichkeit so viele Menschen zu erreichen wie damals Pulitzer, haben allerdings die wenigsten. Das ist oftmals aber auch gar nicht unbedingt nötig. Es ist wichtiger die wirkliche Interessengruppe für sein Projekt zu identifizieren und diese dann gezielt anzusprechen. Und die heutige Zeit bietet einen weiteren Vorteil: das Internet ermöglicht unkomplizierte Kommunikation in beide Richtungen, d.h. die Crowd kann aktiv eingebunden werden (als Feedback-Geber und/oder Multiplikator der Message).
Einen der wichtigsten Aspekte beim Crowdfunding – die Anerkennung und Wertschätzung der Crowd – hat Pulitzer schon damals berücksichtigt, indem er jeden einzelnen Spender namentlich in seiner Zeitung erwähnt hat.
In diesem Sinne: Von 1885 über die Gegenwart in die Zukunft!