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Covid-19

Crowdfunding in der Corona-Krise

corona und crowdfunding
Das Leben verändert sich durch das Coronavirus aktuell dramatisch. Was bedeuten die Veränderungen für das Phänomen Crowdfunding, die Plattformen und den Crowdinvesting-Markt?
Von Michel Harms am 30. April 2020

Crowdfunding kann einen schnellen und unkomplizierten Finanzierungsweg für Freiberufler und Unternehmen darstellen, die durch die Corona-Krise in Liquiditätsprobleme geraten sind.

Viele Restaurants, Bars, Kulturschaffende und Freizeitanbieter haben entsprechende Spenden- und Vorverkauf-Crowdfundings gestartet. Ziel der Aktionen ist es, die Kunden, die eine Dienstleistung über die Zeit schätzen gelernt haben, jetzt in der Krise zur Unterstützer-Crowd zu machen.

Auf einer Sonderseite geben wir einen Überblick über aktuelle Möglichkeiten.

Warum die Crowd jetzt gefragt ist

Crowdfunding basiert auf den Prinzipien der Teilhabe, Transparenz und Eigenverantwortung. Die direkte Finanzierungsform kann solidarisch und gemeinschaftlich ausgestaltet werden: Werte, die in den jetzigen Zeiten besonders gefragt sind.

„Was dem einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele“, so der Ausspruch des Genossenschafts-Vordenkers Friedrich Wilhelm Raiffeisen, der die Crowdfunding-Idee auf den Punkt bringt. In der aktuellen Lage muss jede und jeder selbst entscheiden, ob man im Rahmen der persönlichen Möglichkeiten konkret helfend und unterstützend tätig wird oder ob man sich darauf verlässt, dass der Staat und seine Institutionen die Dinge wieder in Ordnung bringen.

Corona und der Crowdinvesting-Markt

Der Crowdinvestment-Markt in Deutschland befindet sich seit Jahren auf Wachstumskurs. Es stellt sich die Frage, wie sich das Corona Virus auf die Marktentwicklung auswirken wird.

Experten prognostizieren einen gesamtwirtschaftlichen Einbruch und eine Zunahme der Insolvenzen in Deutschland. Vermutlich werden auch Crowd-Anleger mit Corona bedingten Pleiten konfrontiert werden. Laufende Zinszahlungen wurden aufgrund der aktuellen Lage schon bei mehreren Projekten gestundet.

Beim Blick auf die zukünftigen Entwicklungen der Immobilien-Märkte gibt es unterschiedliche Szenarien. Insbesondere die Prognosen für Gewerbe- und Wohnimmobilien gehen auseinander.

Plattformen

Viele Plattformen stellen aktuell ihre Dienste für Projekte mit Corona-Bezug kostenfrei zur Verfügung. Dabei verzeichnen die Spenden- und Vorverkauf-basierten Plattformen momentan einen enormen Zulauf. Allein über die Plattform Startnext haben in den letzten Wochen mehr als 1.000 „Corona-Projekte“ rund 6 Millionen Euro eingesammelt.

Eine Kurzumfrage des European Crowdfunding Network (ECN) zeigt allerdings, dass ein Teil der befragten Crowdinvesting- und Crowdlending-Plattformen deutliche Rückgänge bei den investierten Geldern verzeichnet. Die ersten Plattformen haben schon begonnen Investments mit speziellen Sonderaktionen zu incentivieren.

Perspektiven und Ausblick

Herdenverhalten

Gerät eine Crowd in Panik, kann dies tödlich enden, wie die Katastrophe auf der Loveparade in 2010 schmerzlich gezeigt hat. Zu Beginn der Corona-Krise führten Hamsterkäufe einiger Menschen dazu, dass andere Menschen vor leeren Regalen und Versorgungsengpässen standen. Herdenverhalten ist ein Phänomen, das sich auch beim Crowdfunding beobachten lässt.

Im Corona-Lebensalltag, wie beim Crowdfunding, gilt es sich auch in stressigen Situationen nicht blind von einer Herde mitreißen zu lassen, sondern einem ruhigen Kopf zu bewahren und bedacht und solidarisch zu bleiben.

 

Schub bei der Digitalisierung

Die aktuelle Situation macht es erforderlich, dass die Menschen Abstand zueinander halten. Damit bekommen digitalen Kanäle zum Schaffen bzw. Halten einer Verbindung zusätzliche Bedeutung und Akzeptanz.

Es ist davon auszugehen, dass sich dies positiv auf die Akzeptanz von Crowdfunding auswirken wird, welches bei den älteren und nicht-internetaffinen Menschen bislang unterdurchschnittlich ausgeprägt ist.

 

Neue Zielgruppen

Unzählige etablierte Unternehmen und Initiativen aktivieren momentan ihre Kunden-Crowd, um Unterstützung in der Krise zu bekommen. Damit werden neue Zielgruppen an das Thema Crowdfunding herangeführt, was zu einer erhöhten Bekanntheit und Akzeptanz führen wird.

 

Chancen

Crowdinvestments sind direkte Investments ohne Umwege. Kommt es zu einem Absturz der Realwirtschaft, wird sich dies auch auf die Crowdfunding-Branche auswirken. Zwischen den dunklen Wolken wird es aber auch Lichtblicke geben, die mithilfe der Crowd realisiert werden können. Die Crowdinvesting-Kampagne für die Entwicklung eines Covid-19 Impfstoffs ist da ein erstes Beispiel.

In einem optimistischen Szenario kann die Krise zum Erwachen eines breiten zivilgesellschaftlichen Engagements führen, für das Crowdfunding ein geeignetes Vehikel darstellt.

Titelbild: Centers for Disease Control and Prevention (CDC) / ultrastructural morphology exhibited by coronaviruses.

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Herausgeber
crowdfunding.de
Michel Harms ist der Herausgeber von crowdfunding.de. Mit der Seite möchte er eine unabhängige Plattform bieten, die umfassend zum Thema informiert und den Crowdfunding Gedanken weiter trägt. Er glaubt an die potentialsentfaltende Wirkung von Crowdfunding und den positiven Einfluss auf die Gesellschaft und Wirtschaft.
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Michel Harms
Datum
30. April 2020
Themen
Ausblick, Corona
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